Werner Zöhl, Vor Einbruch der Nacht, 1993
Abend
Der Abend wechselt langsam die Gewänder;
die ihm ein Rand von alten Bäumen hält
du schaust: und von dir scheiden sich die Länder,
ein himmelfahrendes und eins, das fällt;
und lassen dich zu keinem ganz gehörend,
nicht ganz so dunkel wie das Haus, das schweigt,
nicht ganz so sicher Ewiges beschwörend
wie das, was Stern wird jede Nacht und steigt –
und lassen dir – unsäglich zu entwirren –
dein Leben bang und riesenhaft und reifend,
so dass es, bald begrenzt und bald und bald begreifend,
abwechselnd Stein in dir wird und Gestirn.
Rainer Maria Rilke